»4-achsige Speisewagen WR4ü der DSG von Wegmann
In den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen beschaffte die Mitropa angeblich 187 Speisewagen. Das erste Los wurde 1927/1928 mit den Nummern 1001 bis 1015 und das zweite Los 1928 mit den Wagennummern 1016 bis 1025 von van der Zypen in Köln-Deutz geliefert. Das dritte Los mit den Nummern 1026 bis 1040 lieferte die Wumag in Görlitz.
Das vierte Los kam von Wegmann in Kassel im Jahr 1929. Diese Type wird hier ausführlicher vorgestellt. Die Skizze zum Wagen finden Sie >> hier.
Bei der DSG waren 1958 noch Wagen zwischen den Nummern 1041 bis 1059 aus dieser Serie vorhanden. In dem Ausschnittsfoto ist sehr schön die Trennwand zwischen Raucher- und Nichtraucherabteil zu erkennen: garniert mit Werbung.
Das Foto ist am 20. Mai 1959 von Joachim Claus in München Ost aufgenommen worden – unter Fahrleitung. Zu diesem Zeitpunkt ist das Vorhandensein von Dachlaufbrettern schon äußerst selten.
Fragen und Spezialitäten
Was ich auch auf weiteren Fotos dieser Zeit vermisse, sind die typischen DSG-Lampen auf den Tischen. Auch auf einem Werbefoto der DSG fehlt dieses Detail. Ob es wohl eine Regel gab, wann/wo mit Tischlampe – und wann/wo ohne Tischlampe?
Der kleine sichtbare Bügel am Fenster sind klappbare Flaschenhalter.
Ein weiteres Detail scheint mir verändert: Ist die Front des Faltenbalges für das Verbinden an Gummiwülste optimiert worden?
Alle Wagen dieser Serie verfügten über:
- Drehgestelle Görlitz II schwer
- 44 Sitzplätze
- 23,5 m Länge
- Kks-Dir-Bremse
- 2×Dp1-Lichtmaschinen (je eine pro Drehgestell)
- 24 Volt Gleichspannungsnetz
- 1,5 KV Heizleitung
Unterscheidungsmerkmale der Wagen waren:
Wagennummer | Gewicht in t | Lautsprecher | RIC-fähig |
---|---|---|---|
1041 | 53,5 | ||
1042 | 54,5 | ||
1043 | 54,7 | ||
1044 | 54,7 | ||
1048 | 55,0 | L | RIC |
1050 | 54,8 | ||
1052 | 55,7 | L | RIC |
1054 | 55,0 | ||
1056 | 57,0 | L | RIC |
1059 | 55,0 |
Weitere Wagen
- 1230 und 1231 >>hier
Quellen
- Wagen-Verzeichnis der DSG; Aufgestellt: Mai 1958
- Fotos von Joachim Claus
- „Komfort auf Schienen“ von Dr. Fritz Stöckl und Claude Jeanmaire (Verlag Eisenbahn Basel 1970)
- „Vom Fernschnellzug zum Intercity“ von Hans-Wolfgang Scharf und Friedhelm Ernst (EK-Verlag 1983)
- „Reisezugwagen deutscher Eisenbahnen – Speisewagen, Schlafwagen und Salonwagen“ von Wolfgang Theurich und Joachim Deppmeyer (Alba 1985)
- „Reisezugwagen-Archiv“ von Peter Wagner, Klaus-D. Kroschwald und Sigrid Wagner (Alba 1973)
- eigene Skizzensammlung
Will Berghoff
Der 1048 ist im Deutschen Museum in München erhalten. Kurz nach seiner Ausmusterung habe ich ihn dort 1972, noch falsch als 1006 beschriftet, fotografiert.
Foto in hoher Auflösung: http://www.railforum.de/speisewagen/images/wr_1048_dm.jpg
Ich kann weder auf dem obigen Foto noch dort Veränderungen erkennen. Sie waren auch nicht erforderlich, da man die Gummiwulstübergänge in voller Kompatibilität zu den bestehenden RIC-Wagenübergängen konstruiert hatte. Interessant – und vielleicht Anlass zur Frage – ist aber, dass der Faltenbalg komplett eingezogen ist und nicht über den Halterungsrahmen hinausragt. Bei vielen anderen Aufnahmen von Vorkriegsreisezugwagen hängt der eingezogene Faltenbalg etwas heraus.
Gut erkennbar sind beim 1048 die Tischlampen hinter den als Zugluftschutz zusätzlich eingesetzten inneren Glasscheiben. Bevor es diese Glasscheiben gab, hat man in gleicher Lage Tücher gespannt. Dadurch waren dann die Lampen auch nicht zu erkennen.
Detlev Hagemann
Meine Bemerkung zu den Faltenbälgen bezog sich darauf, dass die Stirn des hier abgebildeten Faltenbalges scheinbar ein wenig anders aussieht, als ich es sonst von anderen Faltenbalg-Wagen gewohnt war.
Will Berghoff
Der abgebildete Wagen lief außer Dienst, möglicherweise zum Werk. Man erkennt es am mit Material (evtl. Wäschesäcke) ausgefüllten Einstiegsraum. Das war im Betrieb erst in den 70ern erlaubt, nachdem die Einstiegstüren nicht mehr für Fahrgäste nutzbar waren und so gekennzeichnet wurden. Die “Bügel” sind die Flaschenhalter – klappbare, innen gepolsterte Ringe. Tischlampen waren bei den Vollspeisewagen üblich, da die Wagen aber abgedeckt waren, können die Lampen zur Erleichterung der Abrüstung auf den Sitzen gestanden haben oder schon eingesammelt worden sein.
Umbauten auf Gummiwulst gab es bei dieser Bauart nicht.