»Es werde Licht – riemengetriebene Generatoren an Reisezugwagen
Ende der 50er Jahre gab es bei der DB (fast) keine Wagen mehr, die mit Gas beleuchtet wurden. Die Entscheidung pro „elektrisch“ und pro „Einzelwagen-Maschinenbeleuchtung“ ist in den 20ern gefallen: Fast alle Reisezug-Güterzuggepäckwagen sind seitdem mit den äußerlich erkennbaren Zutaten Generator und Batteriekästen ausgeliefert worden. Fortgefallen sind im Gegenzug die Gasbehälter und die Entlüftungen für die Lampenabluft.
Die Generatoren wurden anfangs grundsätzlich mit Riemen angetrieben. Das bedeutet, dass sie unter dem Wagen angebracht werden mussten: bei 2- und 3-Achsern direkt unterm Wagenboden und bei Drehgestellwagen direkt hinten am Drehgestell.
Die Standard-Type der DRG
Der von der DRG ausgewählte Einheitstyp hieß Dp 1. Er wurde seit den 30ern bis Anfang der 50er Jahre verbaut und bis Ende der 60er benutzt; er war für eine Stromstärke von 70 Ampere ausgelegt. Angetrieben wurde der Dp 1 (fast) immer von einem Riemen, der über eine große Riemenscheibe mit 50 cm Durchmesser auf der Achse und eine kleine Riemenscheibe auf dem Generator gespannt war.
Der Durchmesser der Riemenscheibe auf dem Generator variierte nach Wagentyp und nach Einsatzzeitraum. Der Durchmesser musste in der Größe der mittleren Reisegeschwindigkeit des Wagentyps angepasst sein, denn die Generatoren damaliger Technik hatten ihre „Lieblingsgeschwindigkeit“, in der sie optimal arbeiteten. Beim Dp 1 waren dies um die 400 Umdrehungen pro Minute. Die Konsequenz: Anfang der 50er Jahre wurden am Generator Riemenscheiben mit kleinem Durchmesser benutzt, gegen Ende der Dekade wurden wegen gesteigerter Zuggeschwindigkeiten größere Durchmesser verwendet, um die Umdrehungsgeschwindigkeit am Generator zu verringern.
Zu finden war dieser Generatortyp unter fast allen 2- und 4-achsigen Reisezugwagen der DRG-, Reichspost- und Mitropa-Bauarten ab 1924 (also ab Donnerbüchse sowie D-Zug- und Eilzugwagen mit Görlitzer Drehgestellen). Er wog fast 150 kg. Die Elektro-Anlagenanforderung betrug 600 bis über 1000 Watt – der Generator selbst konnte für kurze Zeit bis zu maximal 2000 Watt liefern. Um die Belastung zu verdeutlichen: In Abteilwagen wurde ein Abteil meist mit 3 × 40-Watt-Glühlampen beleuchtet.
Der Dp-1-Generator an einem Drehgestell. Deutlich erkennt man die große Riemenschreibe oder -trommel auf der Radachse und den breiten Riemen mit seiner Nahtstelle, die momentan genau auf der kleinen Riemenscheibe des Generators steht.
Die Nachgerüsteten
Doch auch die 2- und 3-achsigen Wagen aus der Länderbahnzeit oder aus den Anfangstagen der DRG wurden nach dem Krieg bei der DB meist elektrisch beleuchtet. Technischer Fortschritt einerseits und Geldmangel andererseits führten zum Einbau sogenannter Kleinlichtanlagen: Ein kleiner und leichter Generator (D 25 genannt) aus dem Lkw-Sektor kam zum Einsatz. Er konnte maximal 370-Watt-Anlagen betreiben, obwohl seine Leistung höher war. Auch hier wurde aus technischen Gründen der Riemenantrieb gewählt. Die Glühlampen in diesen Wagen besaßen meist nur 25 Watt (wenige auch 40 Watt). Der D 25 war deutlich kleiner, er wog nur ca. 20 kg.
Die Umgebauten
Die Umbau-Dreiachser (3yg) wurden anfangs aus Kostengründen ebenfalls mit riemengetriebenen schnelllaufenden D-25- (oder D-62-)Generatoren ausgerüstet. Diese Generatoren waren somit ebenfalls unter dem Wagenboden angeordnet. Daran änderte sich bis 1959 nichts. Die Umbau-Vierachser (4yg) mit preußischen oder Schwanenhals-Drehgestellen behielten ihre Generatoren, meist Dp 1 – aber nun war jedes Drehgestell mit einem Generator ausgerüstet.
In allen Umbauwagen wurden jedoch von Anfang an Leuchtstofflampen eingesetzt, so dass eigentlich andere Leistungsanforderungen an die Elektrik erforderlich waren: Der anfangs verwendete Riemenantrieb und die dazu notwendigen Komponenten waren hierfür nicht ideal.
Die ersten Neuen
Für die Beleuchtung von den ab 1952 gelieferten 26,4-m-Eilzugwagen (4ymg) reichte ebenfalls ein einziger riemengetriebener Generator wegen des Schlupfes nicht mehr aus. Somit erhielt jedes Drehgestell seinen eigenen riemengetriebenen D-62-Generator, der unter dem Wagen ans Drehgestell geflanscht war. Der D 62 wog knapp über 30 kg und kam leistungsmäßig fast an die teuren und schweren Dp-1-Generatoren heran.
Was fehlt?
Bis jetzt habe ich keine Unterlagen gefunden, nach welchen Kriterien, mit welchen Generatoren und wann die 4- oder 6-achsigen Wagen mit preußischen, bayerischen oder Schwanenhals-Drehgestellen mit Stromerzeugern ausgerüstet wurden. Fotos zeigen meist Dp-1-Generatoren.
Gesucht werden ebenfalls technische Bilder von Generatoren der Bauart D 25 und D 62 sowie deren Zeichnungen, um einen Größenvergleich der einzelnen Generatoren zu erhalten.
Wie geht es weiter?
- Schneckenradgetriebene Generatoren
- Kegelradgetriebene Generatoren
Quellen
- mehrere kleinere Artikel aus „Die Bundesbahn“
- Foto-Auswertungen
- „Elsners Taschenbuch für den maschinentechnischen Eisenbahndienst 1961“ 19. Band, Dr. Arthur Tetzlaff-Verlag