»Doppelte Preußen in Aalen
Bei der Vorstellung der Aalener Wagen zum Sommerfahrplan 1958 fielen die beiden preußischen Wagenpaare auf und regten uns zu weiteren Nachforschungen an:
0 626x und 05 126x
Zum ersten Wagenpaar finden sich im „Diener“ keine Aussagen, so dass die Nummern erst einmal Rätsel aufgaben.
Die hölzernen Hamburger S-Bahn-Wagen wurden laut Bäzold/Rampp/Tietze mehrfach umgezeichnet und auch im Antrieb verändert oder unterschiedlich ausgeliefert: Es gab Einheiten mit Bo’1 + 1 (1A) (also 2 Triebwagen) und auch Bo’1 + 1 2’ (also Triebwagen und Steuerwagen). Ab 1911 bezeichnete die KED Altona die Wagen der ersten Lieferserie mit E.T. 551/552 bis 651/651, die Wagen von 1912 als 671 /672 bis 719/720. Anfang der zwanziger Jahre erfolgte eine Umnummerierung aller Triebwagen auf ET 501 bis 640 und der Steuerwagen auf 5001 bis 5140. Die Wagennummern 626 und 5126 für ein Pärchen sind somit schlüssig.
Bei der Hamburger S-Bahn wurden laut Staisch im Jahr 1928 17 hölzerne S-Bahn-Wagen durch neue Stahlwagen mit Runddach (Baujahr 1927/32) ersetzt.
Diese Zeichnung (Zeichnungsnummer bisher unbekannt) scheint fehlerhaft zu sein: Dass sich das Lokführerabteil auf der jeweils linken Seite befand, ist dem S-Bahn-Betrieb mit Mittelbahnsteigen geschuldet. Ob noch ein Einbau von WCs erfolgte, ist geklärt: Ja, an den Stirnenden. Weiterhin erschließt sich uns bis jetzt nicht, wie die geringe Anzahl von 57 Sitzplätzen entstehen.
Ein Bild der beiden Wagen aus dem Jahr 1958 findet sich in den Tiefen der Homepage des VVM.
064 761 und 064 762
Im Jahr 1914 hatte die KPEV vierachsige Triebwagen (spätere ET 88) und dreiachsige Steuerwagen für Berlin bestellt. Durch kriegsbedingte Verzögerungen zog sich die Inbetriebnahme aber bis 1920 hin – und nun auch nicht mehr in der Hauptstadt sondern in Schlesien. Aus dieser Bestellung scheinen zwei Steuerwagen als Reisezugwagenpärchen „abgezweigt“ worden zu sein. Sie erhielten bei der DRG dann die Wagennummern 64 761 und 64 762.
Im „Diener“ finden sich folgende Angaben zu den Wagen: C3 Pr 14b nach Zeichnung Te 23/4558d.
Der Stirnbereich ist vielleicht mit einer Sitzbank ausgeführt worden. Ob noch ein Einbau von WCs erfolgte, ist nicht geklärt – die Angabe „68“ der Anzahl der Sitzplätze spricht aber für den Einbau. Hier ein Vorschlag, wie 68 Sitzplätze zustande kommen könnten:
Ausmusterung
Die Wagen wurden im August 1958 ausgemustert.
Quellen:
- Bestandsliste der BD Stuttgart 1958
- Skizzensammlung Detlev Hagemann
- Die Hamburger S-Bahn – Geschichte und Zukunft, Erich Staisch; Ellert & Richter Verlag 1998
- Elektrische Triebwagen deutscher Eisenbahnen, Bäzold, Rampp, Tietze, alba 1997
- Die Reisezugwagen und Triebwagen der Deutschen Reichsbahn 1930, Wolfgang Diener; 1999
Detlev Hagemann
Hier möchte ich auf den Beitrag zu den Wagen nach Zeichnung Te 23/4558d hinweisen: https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?031,8875311
Wir sind nicht sicher, ob es ganz so einfach ist.
Wolfgang Henn
Die Sache mit den dreiachsigen Steuerwagen geht doch wunderbar auf: Zu den 3 ET88 wurden auch 3 „ES88“ beschafft. Diese sind im Umzeichnungsplan von 1930 als 2010 (ES) und 64761 und 64762 (Reisezugwagen) enthalten. Diese Zusammengehörigkeit fällt beim Durchblättern des U-Plans nicht unbedingt auf, weil so viele Seiten zwischen den beiden Einträgen liegen…
Anfang der 1930er Jahre wurden dann vierachsige Wagen zu Steuerwagen für die ET88 umgebaut. Sie sind im U-Plan unter den Nummer 2017 bis 2019 enthalten.
Sehr kurios ist aber, daß 1958 in den Unterlagen noch Wagennummern von vor 1930 enthalten waren.
Karl-Bernhard Silber
Sehr spannender Artikel – vielen Dank!
Detlev Hagemann
Danke – die Unachtsamkeit ist behoben worden …
Hubert G. Königer
Ist Euch bei den «Doppelten Preußen in Aalen» nicht ein Tippfehler unterlaufen? Ihr schreibt beim C3 Pr 14b in Überschrift und Text 5. Zeile «064 761 und 064 761», soll aber heißen «064 761 und 064 762».
Danke für die interessanten Themen und viele Grüße,
Hubert.