„Die Bundesbahn“ (das Organ der Hauptverwaltung …) meldet im Januar 1958, dass sich „der Wendezugbetrieb (Betrieb mit abwechselnd gezogenen und geschobenen Einheiten) auch im vergangenen Jahr betrieblich und zugförderungstechnisch gut bewährt hat. Es waren 62 Dampf-, 22 Diesel- und 22 elektrische Lokomotiven eingesetzt.“ Genaue Baureihen und deren Anzahl werden jedoch dort nicht genannt.
Nach unseren Quellen waren es wahrscheinlich Lok der BR 38, 65 und 78, V 36 und 80, E 41 und 44. Ob die BR 74 wohl auch noch Wendezugdienste erledigte? Präzisere Angaben sind herzlich willkommen.
… und die Präzisierung hat schon begonnen:
Bw
BR
So 56
So 57
So 58
So 59
Dortmund
78.0
5
Essen
65
6
Essen
78.0
4
Hamm
78.0
3
Hamburg Hbf.
78.0
4 + 3
8
6 + 4
Hamburg-Altona
78.0
5
8
8
Hamburg-Altona
V 200
2
Hamburg-Harburg
38.10
5
8
8
Braunschweig
78.0
München Hbf.
38.10
5
München Hbf.
E 41
5 (+ 3?)
München Hbf.
E 44
5
Quellen
Die Bundesbahn 1958
Angaben zu den BD Essen, Hamburg und München verdanken wir „CCP“
Dem Domspatz als Triebzug haben wir ja schon ein kleines Denkmal gesetzt: Ab 1. Juni 1958 wurde der F 53 / F 54 mit einem roten dreiteiligen VT 08 gefahren. Bis 31. Mai wurde der blaue F-Zug von einer Altonaer V 200 zwischen Würzburg und der Waterkant in beide Richtungen …
Singenden Knaben (Regensburger Domspatzen) waren Namensgeber für diesen F-Zug, der Regensburg und Hamburg als Tagesverbindung verband. Dieser Zug wurde im Jahr 1957/1958 noch als lokbespannter Zug gefahren. Der Domspatz gehörte zu den wenigen F-Zügen, die sonntags nicht verkehrten.
Zuerst wurde diese Leistung mit blauen F-Zug-Wagen und lokbespannt gefahren. Erst die Freisetzung der VT 08 durch VT 11.5 im Winter 1957/1958 brachte Überlegungen ins Spiel, welche Zugleistung mit den nun „überflüssigen“ VT 08 gefahren werden sollte. Man entschied sich kurioserweise für die Strecke Hamburg—Würzburg—Regensburg: kein einziger Kopfbahnhof auf dem 748 km langen Fahrweg und 250 km unter Fahrdraht. An den Endbahnhöfen gab es ebenfalls mehrstündige Standzeiten. Eigentlich sind das wenig Gründe für einen Dieseltriebzug auf dieser Relation. Die Konsequenz war, dass der Domspatz nur im Sommer– und Winterfahrplan 1958 mit VT 08 gefahren wurde.
Im Sommerfahrplan 1959 verkehrte statt des Domspatzen der „Adler“ mit VT 08. Zuglauf nun nur noch: Würzburg—Hamburg. Der Gambrinus bediente stattdessen nun zusätzlich Nürnberg.
Asymmetrische Zughalte
Auf der frühen Fahrt nach Norden wurde nicht in Fulda gehalten, sondern in Bebra, um einen gerade noch akzeptablen Anschluss nach Kassel zu ermöglichen. Auf der späten Fahrt nach Süden wurde hingegen nicht in Bebra gehalten, sondern in Fulda, da der etwas früher fahrende TEE 78 Helvetia überhaupt keinen Halt zwischen Göttingen und Frankfurt anbot.
Befahrene Strecken
Kbs 417 Regensburg—Nürnberg
Kbs 416 Nürnberg—Gemünden (Main)
Kbs 192 Südost Gemünden (Main)—Flieden
Kbs 192 Flieden—Bebra
Kbs 202 Südost Bebra—Eichenberg
Kbs 202 Ost Eichenberg—Göttingen
Kbs 202 Nord Göttingen—Hannover
Kbs 211 Südwest Hannover—(Langenhagen—)Celle
Kbs 211 Celle—Hamburg-Altona
Umsteigemöglichkeiten
Auf der Fahrt von Regensburg gen Norden bestand in Würzburg Umsteigemöglichkeit am gleichen Bahnsteig in den F 33 „Gambrinus“ von München ins Ruhrgebiet über Frankfurt und Köln.
In Hannover konnte man ins Sachsenroß (F 16) nach Bielefeld und Hamm oder in einen Eilzug Richtung Bremen mit akzeptablen Zeiten umsteigen.
Den Zug Richtung Süden konnte man in Hannover mit D-Zug aus Lüneburg/Uelzen/Celle und mit Eilzug aus Bremen erreichen. Im Knotenpunkt Würzburg bestand wieder am gleichen Bahnsteig Umsteigemöglichkeit zum F 34 „Gambrinus“.
Vergleich der Fahrzeiten
Bei der Betrachtung empfiehlt es sich, die Strecke Nürnberg—Regensburg nicht so hoch zu gewichten, denn abseits der Zentren verliert der Zug seine bevorzugte Behandlung im Zeitplan.
Nun nach fast einem Jahr haben wir fast alle Bausteine beisammen, um den Einsatz der VT 08 im Jahr 1958 dokumentieren zu können. Beginnen werden wir mit einer Skizze, die zu jeder Fahrplan-Periode für die hochwertigen Triebwagen-Dienste erstellt werden musste. Sie veranschaulicht den Einsatz der Garnituren optimal.
Aus dieser Skizze für den Sommer 58 sind die VT 08-Leistungen extrahiert worden und werden hier gezeigt:
Das Bww Dortmund benötigte danach 4 Züge VT 07/VT 08 für den Plandienst, das Bw Frankfurt (Main)-Griesheim 2 Züge und Hamburg 3 Züge. Nur eine Einheit verlässt noch Deutschland: die Altonaer Fahrt nach Hoek v. Holland.
Folgende Strecken sind fahrplanmäßig von VT 08.5 befahren worden:
HH-Altona = grün
Ffm-Griesheim = orange
Dortmund Bbf= magenta
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Wie kann es weiter gehen?
Beheimatung von VT 08, VB 08 und VS 08
Garniturenbildung
Veränderungen zwischen den einzelnen Fahrplanperioden
Rheinblitz
London-Hamburg-Express
Roland
Schauinsland
Domspatz
alle Schnelltriebwagenläufe des Sommer 1958
Quellen
Unterlagen zur Umstellung der SVT-Dienste auf den Sommerfahrplan 1958 (Danke P. Jauch)
Nach einem Jahr db58 ist unsere „Rundfahrt“ nun wieder im Norden angelangt. Ein hervorragendes Zeitdokument für den Triebfahrzeug-Bedarf aller Bahnbetriebswerke in der nördlichsten Direktion ist diese Zusammenstellung. Die Neuauslieferung von Fahrzeugen erforderte Anpassungen in den betagten Tabellen-Formularen: V 200 und VT 08.5 / VT 11.5 wurden einfach über 01 und 01.10 geschrieben. Die V 36 nutzt …
Aus den Resten von DRG-SVT und neuen Bauteilen für den VT 08.5 wurde der VT 07 der DB aufgebaut.
Mit diesem technischen Hintergrund wird klar: Die VT 07.5-Triebzüge waren die idealen Begleiter für VT 06 und VT 08, und so wurden sie auch im F-Zug-Netz eingesetzt. Fast ihr ganzes DB-Leben (mit nur wenigen kurzen Ausnahmen) fuhren die beiden Zuggarnituren in der Rheinblitz-Gruppe im Plan des Ft 37 zwischen Dortmund und Nürnberg – meist mit Beheimatung in Dortmund Bbf.