Unser Beitrag über die mit VT 60 gebildeten Eilzüge ab Kaiserslautern „spülte“ im HiFo den Laufplan für VT 60. 5 des Bw Darmstadt aus den Archiv-Untiefen an die Oberfläche. Unsere vorherigen Recherchen zu den Darmstädter Triebwagen mit Hilfe der Zp AR II blieben bis dahin nur Stückwerk, ließen aber schon die enormen Leistungen erahnen.
Unter den über 50 werktäglichen Planleistungen als Triebwagen-Fahrt – also ohne die Schleppleistung und die Leerfahrten – waren 21 Eilzug-Einsätze. Das ist ein Spitzenwert für einen Triebwagentyp, der eigentlich als Nahverkehrs-VT konzipiert war. Zehn Fahrten als Nahschnellverkehrszug ergänzten den Einsatz im beschleunigten Personenverkehr.
Morgens kam ein VT 60.5 als Eilzug von Frankfurt nach Kaiserslautern, um abends die gleiche Strecke zurückzufahren. Als Füllleistung in Kaiserslautern wurde nachmittags neben einer Eilzugleistung nach Kusel auch eine Personenzugleistung nach Landstuhl mit der Triebwagengarnitur gefahren.
P 3735
Som 58
an
Som 58
ab
Bahnhof
Som 58
an
Som 58
ab
P 3736
1
15:06
Landstuhl
15:00
6
2
15:11
Kindsbach
14:55
5
3
15:17
Einsiedlerhof
14:50
4
—
Vogelweh
14:44
3
4
15:24
Eisenbahn-Ausbesserungswerk
—
5
15:26
Kennelgarten
14:40
2
6
15:30
Kaiserslautern Hbf
14:35
1
Die Zugbildung
VT 60.5 mit VS 145 – aus der Wagenreihung des Pärchens Et 3197/3198 kann man rückschließen, dass sich der Steuerwagen auf der östlichen Seite befand.
Morgens vor 10 Uhr erreichte ein Darmstädter VT 60.5 von Frankfurt her an Werktagen als Etb 3114 den Kaiserslauterer Hauptbahnhof, die Rückfahrt begann erst nach 19 Uhr. Über den Tag wurde die Triebwagengarnitur in der Pfalz genutzt. Eine Leistung war dabei nachmittags das Eilzugpärchen Et 3197 / Et 3198 nach Kusel.
Die leichten und schwachmotorisierten Triebwagen der Baureihe VT 60.5 wurden eigentlich als Nebenbahn-Triebwagen beschafft, bei der DB wurden sie trotz ihrer geringen Höchstgeschwindigkeit von nur 80 km/h auch in einigen Eilzugläufen auf Hauptbahnen eingesetzt. So auch auf der Strecke Frankfurt (Main)—Worms—Kaiserslautern über Marnheim.
E 3114
Som 58
an
Som 58
ab
Bahnhof
Som 58
an
Som 58
ab
E 3115
1
06:56
Frankfurt/M Hbf
21:47
10
2
07:22
07:23
Groß Gerau-Dornberg
21:14
21:14
9
3
07:32
07:33
Goddelau-Erfelden
21:03
21:04
8
4
07:43
Gernsheim
20:53
7
5
07:53
07:53
Biblis
20:43
20:44
6
6
08:09
08:25
Worms Hbf
20:17
20:29
5
7
08:39
08:40
Monsheim
20:03
20:06
4
8
08:55
08:56
Marnheim
19:49
19:50
3
9
09:22
09:23
Enkenbach
19:27
19:28
2
10
09:40
Kaiserslautern Hbf
19:07
1
Die Zugbildung erfolgte werktags mit einem VS 145. Für die sonn- und feiertägliche Zugbildung mit Umbaudreiachsern ist uns die Zuglok noch nicht bekannt.
Bei unserer Detektiv-Arbeit zur Rekonstruktion des Verkehrs im Jahr 1958 gehen wir mit sehr unterschiedlichen Ansätzen an die Auswertung. Ein Ansatz ist: „Was gab es 1957, was es 1958 nicht mehr gibt?“ und so verglichen wir zum Beispiel die Zugbildungsumlaufpläne (Zp AU) von 1957 und 1958 Seite für Seite. Die größte Überraschung erlebten wir bei den Einträgen zum Heimatbahnhof Rheine: In den Unterlagen für den Sommer 1957 war noch der komplette Umlaufplan für die vierachsigen Triebwagen enthalten, ab Herbst 1957 fehlen diese Angaben dann in allen Zp AU für Schnell- und Eilzüge.
Mit den Umlaufdaten haben wir dann die Kursbücher der Jahre 1957 bis 1959 durchsucht, ob unter den Zugnummern auch im Kursbuch das Triebwagensymbol – möglichst mit 1. und 2. Wagenklasse – zu finden ist. Wie schon im Beitrag über die möglichen Ersatzleistungen der VT 60 des Bw Rheine vermutet, blieben alle Leistungen konstant, außer den Langstreckenfahrten zwischen Duisburg bzw. Oberhausen und Wilhelmshaven ab Sommer 1958. Alle Kursbucheinträge vom Sommer 1957 zum Winter 1957/1958 unterscheiden sich hingegen nur bei ganz wenigen Fahrten im Minutenbereich.
Is-A = Isselburg-Anholt
Bemerkungen zu einzelnen Leistungen:
Beim morgendlichen P 2204 von Rheine nach Hamm wurde wahrscheinlich die Triebwagengarnitur an den Personenzug bis Münster gehängt.
Die zeitlichen Angaben im Zp AU für den P 2562 (6:3x bis 7:2x) am zweiten Umlaufmorgen stimmen nicht mit den Angaben im Kursbuch überein. Wir haben die Kursbuchangaben in den Laufplan genommen.
Der E 859 von Dortmund fuhr laut Kursbuch nicht nur bis Gronau sondern bis Enschede. Es liegen keine Unterlagen für die Rückfahrt nach Gronau vor.
Die Eilzüge E 832, E 829, E 830 und E 831 wurden dann ab Sommer 1958 lokbespannt gefahren, da die Triebwagengarnituren häufig überfüllt waren.
Die Übertragung der Streckensegmente auf die Karte ergibt folgende Streckenbenutzung laut Kursbuch:
Dieser Beitrag gibt eine Übersicht über die Beheimatung von zwei- und vierachsigen Dieseltriebwagen zum Ende des Jahres 1958. Nicht berücksichtigt sind die Schienenomnibusse der Baureihen VT 95 und VT 98 sowie die Triebfahrzeuge der Besatzungsmächte.
Bahnbetriebswerk
Baureihe
Anzahl
Bemerkungen
Flensburg
VT 33.1
VT 33.2
1
6
Hamburg Altona
VT 08.5
VT 11.5
VT 12.5
5
7
11
zusätzlich ein VT 11.5
auf der Weltausstellung in Brüssel
Bei unseren Recherchen zu den deutschen Eilzug-Zentren kamen wir nach unserem Start in Freiburg als nächstes ins schwäbische Heilbronn. Im Jahre 1958 gab es hier ja stärkere Veränderungen durch die Umbeheimatung der Stuttgarter Triebwagen nach Heilbronn zum Sommerfahrplan. Bei der Abhandlung der Heilbronner Eilzüge blieb damals die Frage unbeantwortet, ob Heilbronner und/oder Karlsruher Altbau-Triebwagen den Verkehr auf der Kbs 319a über Bretten und Eppingen erledigten.
Mit den süddeutschen Reihungsplänen für Eilzüge ab Sommer 1958 kann die Frage beantwortet werden: Es waren nur die Heilbronner VT 60. Mit den Angaben im Reihungsplan, aus welchem Zug die Garnitur kommt und in welchen Zug sie geht, lässt sich ein Umlaufplan rekonstruieren. Ob er genau so ausgesehen hat?
Der VT 60-Einsatz in Heilbronn enthielt keinerlei besonderen Einsätze, vielleicht abgesehen vom P 2989: Hier ist wahrscheinlich der VT an einen Personenzug angehängt worden. Das Spektrum der Fahrten reicht von Eilzügen nach Karlsruhe oder Crailsheim bis zum Schom-ähnlichen Betrieb (im Kursbuch nur als 2.-Klasse-Fahrt deklariert) nach Öhringen.
Auffällig ist weiterhin, dass die kurz vorher noch in Stuttgart beheimateten Triebwagen ihr vorheriges Bw nicht mehr zu sehen bekamen, also der Verkehr zwischen Heilbronn und Stuttgart komplett an lokbespannte Züge übergegangen ist. Auf dem immer noch nicht elektrifizierten Teil der alten Hausstrecke kamen die VT auch nur einmal nachts bis Bietigheim.
Öh = Öhringen; Bm = Bietigheim
Dieser Laufplan führt zu folgender Streckenbelegung:
Wobei folgende Streckensegmente zu Grunde gelegt wurden:
Beheimatung
Alle Stuttgarter VT 60.5 sind zum 1. Juni 1958 nach Heilbronn umbeheimatet worden:
VT 60 500
VT 60 507
VT 60 523
VT 60 532
Die Quellen über die Steuerwagen sind noch nicht endgültig überprüft und folgen später auf db58.
Quellen
Kursbuch Sommer 1958
Zp AR II Süd für Eilzüge, Sommer 1958
„Die Triebwagen der Reichsbahn-Bauarten“ von Heinz R. Kurz, EK-Verlag, 1988
„Die Triebfahrzeuge der deutschen Bundesbahn und ihre Heimatbetriebswerke Stand 31.12.1958“ von Andreas Knipping, Herausgeber Dipl.-Ing. G. Röhr
Nach unserem Beitrag über die Beschleunigung der Eilzüge E 829, E 830, E 831 und E 832 und der damit verbundenen Dienstbefreiung für die Rheiner VT 60 trieb uns der Gedanke um, ob man einen neuen Laufplantag für die Triebwagen im Kursbuch entdecken kann.
Wir meinen: man kann. Folgende Leistungen waren im Winterfahrplan 1957/1958 noch Triebwagen-Leistungen, die nur mit 2. Klasse (meist VT 95 / VT 98) gefahren wurden und im Sommerfahrplan jetzt als 1.-/2.-Klasse-Triebwagen gekennzeichnet sind. Bei mehreren Kursbuch-Einträgen der 1. Klasse kann man zusätzlich erkennen, dass sie nicht mit den anderen Ziffern und Zeichen der Seite gemeinsam gesetzt wurden, sondern nachträglich eingefügt wurden.
Ersatztag VT 60.5 Bw Rheine
Kbs
Start
Abfahrtszeit
Ankunftszeit
Zielbahnhof
Zugnummer
223
Rheine
Emsdetten
Lz
223
Emsdetten
06:32
06:47
Rheine
P 4203
223
Rheine
07:15
08:12
Meppen
P 2233
223
Meppen
10:09
12:04
Münster
P 2248
224e
Münster
14:49
16:01
Gronau
P 2661
224e/f
Gronau
16:19
17:06
Rheine
P 2689
224e/f
Rheine
21:03
21:56
Gronau
P 2694
224e/f
Gronau
22:59
23:50
Rheine
P 2695
Wir können natürlich keine Garantie dafür abgeben, ob wir alle neuen VT 60.5-Fahrten „erwischt“ haben. Nach diesen Fahrten ergab sich folgende Streckenbelegung mit Kursbuchfahrten: